
Hafenausfahrt in Harlingen © Michael Kneffel
Hafenausfahrt in Harlingen © Michael Kneffel
drei Akrobatinnen in Honfleur im Juli 2016 – © Michael Kneffel
Unser letzter Paris-Besuch stand gesundheitlich unter keinem guten Stern. Geplant für den August musste er wegen einer Erkrankung auf den Oktober verschoben werden. Und zurück gekommen sind wir mit heftigen Erkältungen. Kein Wunder, bei morgendlichen Temperaturen um 6 Grad, strahlendem Sonnenschein, aber kaltem Wind, überheizten Verkehrsmitteln und windkanalähnlichen Luftbewegungen in den Metro-Gängen war uns entweder ungemütlich kalt oder der Schweiß lief uns den Rücken hinunter. Dazu wurden wir von vielen Seiten angeniest und vollgehustet. Halb Paris schien infiziert und wild entschlossen, die eigenen Viren an möglichst viele andere Menschen weiter zu geben – in unseren Fällen mit beachtlichem Erfolg. Trotzdem waren wir natürlich von morgens bis abends in der Stadt unterwegs, überwiegend zu Fuß, diesmal vornehmlich südlich der Seine im 5. Arrondissement, zwischen Jardin du Luxembourg, Panthéon und der Sorbonne. Kleine Abstecher zum Eiffelturm, durch das 16. Arrondissement, auf den Triumphbogen und an den Canal Saint-Martin, zur Place des Vosges und zur Place Dauphine waren aber auch noch drin. Was uns diesmal am meisten beeindruckt hat? Vielleicht die Tatsache, dass auch in unserer hochtechnisierten Zeit mit ihren unzähligen digitalen Sensationen, in der viele Kinder mit dem Smartphone in der Hand auf die Welt zu kommen scheinen, um anschließend wie ihre Eltern als zombieähnliche Blindgänger mit einem Display vor dem Gesicht durchs Leben zu laufen, dass auch in dieser Zeit noch Kinder völlig selbstvergessen und vergnügt altmodische Segelschiffe aus Holz mit einem Stock über das Wasserbecken im Jardin du Luxembourg treiben.
Die Soziologie ist ein Kampfsport. Würde das heute noch jemand in Deutschland vor den Eingang eines Universitätsgebäudes sprühen? Ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen. In Paris scheint diese Einstellung noch zu leben. Gesehen letzte Woche vor der Sorbonne. Auch dafür liebe ich Frankreich.
vor der Sorbonne im Oktober 2016 © Michael Kneffel
Im Sommer hatte es lange Zeit nicht danach ausgesehen, aber dann haben wir es doch noch geschafft, zwei Wochen in Urlaub zu fahren. Nach den guten Erfahrungen im letzten Herbst und aus verschiedenen praktischen Gründen haben wir uns entschieden, erneut nach Trouville-sur-Mer zu fahren. Die normannische Küste ist einigermaßen komfortabel innerhalb eines Tages vom Ruhrgebiet aus zu ereichen und auch in der Hochsaison nicht ganz so überrannt wie andere Urlaubsregionen in Frankreich. Tatsächlich haben wir relativ kurzfristig wieder ein kleines Apartment mit Seeblick in der Résidence Les Tamaris bekommen. Das Haus gehört zu den einfacheren der Gruppe Pierre & Vacances, liegt aber sehr schön hoch über dem Ort und verfügt über eine unschlagbare Aussicht auf das Meer, auf die schönsten Strandhäuser der Stadt und auf das Treiben auf dem Strand. Über eine Treppe und einen Privatweg ist das Wasser nach 250 Metern erreicht, bis zu den ersten Restaurants am Strand sind es keine 900 Meter und auch das mondänere Deauville auf der anderen Seite der Touques ist keine 2 Kilometer entfernt, wenn man die kleine Fähre oder – bei Ebbe – den Übergang im Hafen benutzt. Entlang dieses zur jeder Tageszeit reizvollen Weges findet sich alles, was einen Urlaub an der französischen Küste zum Vergnügen macht: Gastronomie in allen Facetten und Preisklassen, ein entspanntes Strandleben, großartige Architektur, das Museum in der prächtigen Villa Montebello, Sportanlagen, Fischkutter im Hafen mit Direktverkauf, Meeresfrüchte aller Art zu fairen Preisen… Uns hat es am Nachmittag immer wieder ins Strandcafé Au Grain de Sable gezogen, vor dem sich die Boule-Experten trafen. Aber auch an der Patisserie von Charlotte Corday am Hafen mit ihren herrlichen Kuchen konnten wir mehr als einmal nicht vorbei gehen. Das Auto haben wir zwei Wochen lang keinen Meter mehr bewegt. Großartig waren die langen Strandwanderungen bei Niedrigwasser in das knapp fünf Kilometer entfernte kleine Villerville. Auch für unsere Ausflüge ins etwa 16 Kilometer entfernte Honfleur, das jeden Tag von Touristen aus aller Welt geradezu geflutet wurde, haben wir lieber den öffentlichen Bus genommen, um langes Parkplatzsuchen zu vermeiden.
Alles in allem hat uns Trouville auch im Hochsommer wieder sehr gut gefallen, und wir werden dort nicht zum letzten Mal gewesen sein. Einziger Wermutstropfen: die schlechte Wasserqualität. In den ersten Tagen, als der Wind noch frisch und das Meer sehr lebhaft waren, haben wir uns gern in die hohen Wellen geworfen. Als es aber immer heißer und das Meer an manchen Tagen nahezu spiegelglatt wurde, war leider nicht mehr zu übersehen, wieviel Schmutz das Wasser mit sich trägt – nahe der Seine-Mündung, in Sichtweite von Le Havre und angesichts des enormen Schiffsverkehrs im Ärmelkanal eigentlich auch kein Wunder. Gebadet haben wir in der zweiten Woche nicht mehr.
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Autos machen mich nicht an, schon gar nicht die aufgemotzten Exemplare, die vor einigen Tagen wieder auf der Essener Motorshow zu sehen waren. Mein eigenes Auto ist neun Jahre alt, und wenn ich mir aus der aktuellen weltweiten Autoproduktion ein neues aussuchen müßte, würde ich mich wahrscheinlich für den Daihatsu Trevis entscheiden. Als ich das neulich einem Porsche-Fahrer erzählte, sind ihm nur deshalb nicht die Gesichtszüge völlig entglitten, weil er gar nicht wusste, wovon ich überhaupt rede. Der kleine Trevis erinnert mich immer an die Autos, mit denen Donald Duck oder Daniel Düsentrieb in den Micky-Maus-Heften meiner Kindheit durch die Geschichten fuhren.
Nostalgische Gefühle sind es dann auch gewesen, die mich in diesem Jahr erneut auf die besagte Motorshow getrieben haben, nachdem ich dort im letzten Jahr einige alte, rostige, mehr oder weniger verdreckte alte Karren entdeckt habe, die mich gefühlsmäßig Jahrzehnte zurück katapultiert und schöne Erinnerungen mobilisiert haben, z. B. an alte amerikanische Filme wie American Grafitti.
Für andere bekennende Nostalgiker folgen hier noch einige Fundstücke:
Mehr Fotos von der Motorshow gibt es hier zu sehen: http://michaelkneffel.de/ruhrgebiet/altekarren/index.html.
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Bei dieser Aussicht hat man eigentlich gar keinen Grund, das Haus zu verlassen…
… höchstens um eine Kleinigkeit zu essen…
… den Normannen beim Buddeln im Schlick zuzugucken…
… oder dem Calvados beim Wachsen.
Man kann ihn natürlich auch schon fertig im regionalen Fachhandel einkaufen…
… oder doch nur in der Nachbarschaft um die Häuser ziehen…
… vielleicht auch etwas die Reisekasse auffüllen…
… aber auf dem Balkon ist es wirklich auch nicht schlecht.
Sollen doch die anderen nasse Füße bekommen.
P.S.: In der Regel wird Trouville-sur-Mer in einem Atemzug mit Deauville genannt. Beide Städtchen an der Mündung der Touques liegen so nah beieinander, dass sie sich den Hafen und den Bahnhof teilen können. Und natürlich gibt es in Deauville einen wunderschönen langen Strand, imposante Luxushotels, prächtige Villen, das große Casino, die Pferderennbahn und etliche Geschäfte mit vielem, worauf betuchte Besucher aus der ganzen Welt auch im Urlaub nicht verzichten möchten. Am Wochenende füllt sich der Ort auch im Oktober mit Kurzurlaubern, vor allem aus Paris. Unter der Woche wirkt Deauville außerhalb der Saison(s) aber ziemlich verlassen. Das Leben spielt sich dann ganz überwiegend in Trouville ab. Und auch wer in Deauville wohnt, geht zum Essen mittags und abends lieber über die Touques in den Nachbarort. Hier ist die gastronomische Auswahl sowieso ungleich größer, es gibt mehr Geschäfte und ein ganz normales Alltagsleben – auch dann, wenn kaum noch Touristen zu sehen sind. Uns hat es dort im Oktober sehr gut gefallen.
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Dunkle Wolken und feine Regenschleier vor der baskischen Küste südlich von Biarritz. Das Foto entstand in diesem Frühjahr an einem Abend kurz nach Ostern. Der Südwesten Frankreichs erlebte die erste Hitzewelle des Jahres, und am Strand von Biarritz konnten man zuschauen, wie sich vor den Pyrenäenausläufern in Spanien die Wolken ausregneten.
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Am letzten Mittwoch hat die 10. internationale tanzmesse nrw in Düsseldorf ihre Pforten geöffnet. Seit ihrem legendären Beginn vor zwanzig Jahren auf dem Gelände und in den Gebäuden der damals noch nicht renovierten Zeche Zollverein in Essen hat sich diese Veranstaltung zu einem Pflichttermin für die internationale Tanzszene entwickelt, als Branchentreff und als Schaufenster für Produktionen, die neue Aufführungsorte suchen. Das dichte Programm und die gewaltige stilistische Bandbreite der aufgeführten Produktionen verlangt schon immer viel Disziplin, Ausdauer und Offenheit von Besuchern und Zuschauern. In diesem Jahr scheinen einige Choreographen und Kompagnien ihr Publikum zusätzlich auf die Probe stellen zu wollen.
Eröffnet wurde die Tannzmesse durch das französische Ballet Preljocaj mit dem Zyklus „Empty Moves (parts I, II, & III)„. 100 Minuten lang bewegen sich vier Tänzerinnen und Tänzer nahezu ohne Pause und mit enormer Synchronität zur Originalaufnahme einer „Lesung“ von Jon Cage durch alle möglichen Facetten des Tanzes. Während ich tief beeindruckt bin von ihrer physischen und kognitiven Leistung, frage ich mich mit zunehmender Dauer, ob ich als Zuschauer Teil einer Versuchsanordnung bin. Im Soundtrack zum Stück spricht John Cage mit großer Monotie sinnlose Silben und künstliche „Wörter“ ins Mikrofon. Nach und nach machen sich die Zuhörer bemerkbar, lachen, protestieren und übernehmen schließlich die Regie und die akustische Hohheit über die „Lesung“. Ist es das, was das Ballet Preljocaj beabsichtigt? Einen Aufstand der Zuschauer? Im Düsseldorfer Capitol Theater bleibt es ruhig. Einige wenige verlassen vorzeitig den Saal. Die Mehrheit spendet kräftig Beifall. Nur in den Gesprächen danach ist nicht selten von „Provokation“ und „Zumutung“ die Rede.
Im folgenden Stück „Élégie“ von Olivier Dubois stellt das Ballet National de Marseille das Publikum auf eine andere Probe. In einem schwarzen Bühnenkasten, hinter künstlichen Neblschwaden bewegen sich die Akteure überwiegend unter Lichtquellen, die nicht mehr Sicht erlauben als eine brennende Kerze. Dass bis auf eine Person alle anderen in schwarzen Ganzkörperkostümen agieren, erhöht die Sichtbarkeit auch nicht gerade. Dazu kommt eine phasenweise ohrenbetäubende Musik. Tanz an der untersten Grenze der Wahrnehmbarkeit.
Ich bin gespannt, was die nächsten Tage noch bringen werden.
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