Um 19 Uhr sollen am Samstagabend die Busse mit den Zuschauern auf die Bottroper Halde Haniel hoch fahren, wo eine Stunde später das Tanzstück „Levée de conflits“ vom Musée de la dance unter Boris Charmatz aufgeführt werden soll. Ich sehe viele erwartungsfrohe Gesichter und eine Menge Picknick-Körbe. Kurz vor dem Abfahrtstermin kommt aber ein „Stop!“ der Veranstaltungsleitung. Am Nachmittag hatte es kräftig geregnet, der Wetterbericht für den Abend sagt weiteren Niederschlag voraus und auch jetzt tröpfelt es leicht vor sich hin. Die ersten Regenschirme werden aufgespannt. Oben auf der Halde ist die Tanzfläche, ein Rasenstück, völlig durchnässt, und damit stellt sich die Frage, ob das Tanzen darauf für die Tänzerinnen und Tänzer nicht viel zu gefährlich ist. Kurz nach 19 Uhr kommt dann doch das „ok“. Oben werden die Zuschauer und Zuschauerinnen von leichtem Regen empfangen. Dünne Regencapes werden verteilt und übergezogen. Ich mache mich sofort auf den Weg zu den „Totems“ von Agustin Ibarrola, um von oben das Geschehen auf der Halde und im Amphitheater zu fotografieren. Im letzten Jahr standen und saßen hier viele Menschen und genossen am Ende eines heißen Sommertages den Blick über das halbe Ruhrgebiet und das Ruhrtriennale-Konzert „Boredoms“ in einer fast magischen Atmosphäre. Heute verirrt sich kaum jemand hierher. Der Weg ist zu glatt und zu matschig, der Blick reicht nicht weit über den Haldenrand. Ein einsamer Zuschauer sitzt auf einem der Pfähle. Als die Vorstellung beginnt, hat der Regen aufgehört. Aber nur für kurze Phasen. Fünfzehn Minuten vor Schluss scheinen sich dann alle Schleusen zu öffnen. Ich weiß kaum noch, wie ich die Kameras trocken halten soll. Kurz vor dem Schlussapplaus mache ich mich schon wieder auf den Weg nach unten. An Fotografieren ist jetzt nicht mehr zu denken. Das Publikum ist begeistert und voller Hochachtung für die Leistung und den Durchhaltewillen der Tänzerinnen und Tänzer. Innerhalb kürzester Zeit füllen sich die Busse wieder, und die Luftfeuchtigkeit steuert schnell auf die 100%-Marke zu. Der Begeisterung der Mitfahrenden tut das keinen Abbruch. Im Gegenteil.

Warten auf das „ok“ © Michael Kneffel

auf dem Weg ins Amphitheater © Michael Kneffel

das Amphitheater füllt sich © Michael Kneffel

fast schon gewohnte Premierenkleidung im Ruhrgebiet © Michael Kneffel

ein Moment ohne Regen © Michael Kneffel

Pfahlsitzen für den Tanz © Michael Kneffel

der Regen wird heftiger © Michael Kneffel

Schlussapplaus im strömenden Regen © Michael Kneffel