Improvisierte Vogeltränke auf dem Balkon – kleiner Aufwand, große Hilfe

Wespe bei der Wasseraufnahme © Michael Kneffel

Seit es so heiß und trocken wie in den letzten Wochen ist, können wir nachmittags an unserer improvisierten Vogeltränke auf dem Balkon beobachten, wie eine Wespe unermüdlich und fast im Minutentakt Wasser aufnimmt. Erst dachten wir, sie würde einfach nur trinken, aber da sich der Vorgang ständig wiederholt, hatten wir schnell den Verdacht, dass sie das Wasser gar nicht für sich verwendet, sondern an einen anderen Ort bringt. Inzwischen haben wir gelernt, dass Wespen an warmen Tagen Wasser in ihre Nester bringen und dort mit ihren Flügeln verteilen, um durch Verdunstungskälte die Temperatur zu senken.

Wespen sind aber nicht die einzigen Tiere, die regelmäßig unsere Vogeltränke besuchen. Schon am frühen Morgen, wenn wir noch im Bett liegen, hören wir, dass auf unserem Balkon mächtig Betrieb herrscht. Nachbarn erzählten uns, dass dann neben Tauben, Elstern und Amseln auch die Eichhörnchen zum Trinken kommen. Der Wasserverbrauch ist jedenfalls beachtlich. Wenn es im Verlauf des Vormittags wärmer geworden ist, kommen jede Menge Meisen zum Trinken und Baden vorbei. An einem Tag haben wir vier Blaumeisen gleichzeitig beim ausgiebigen Planschen in dem einfachen Topfuntersetzer aus Kunststoff mit einem Durchmesser von gerade mal zwanzig Zentimetern beobachtet. Nach den Meisen kann man fast die Uhr stellen. Die Badezeit beginnt jeden Tag um 10:30 Uhr.

Auf den Balkons in der Nachbarschaft wird ganzjährig sehr viel Futter für Vögel und Eichhörnchen ausgelegt. Das Wasserangebot scheint dagegen so spärlich zu sein, dass wir neulich sogar einem Grünspecht zusehen konnten, der sich sehr, sehr vorsichtig unserer Wasserstelle näherte. Hinterhöfe mitten in der Stadt mit vielen Mauern und anderen Hindernissen dürften eigentlich nicht zu den bevorzugten Terrains dieser scheuen Vögel gehören, die gerne im Tiefflug unterwegs sind. In diesem heißen und trockenen Sommer scheint die Not vieler Tiere aber so groß zu sein, dass sie ihre Vorsicht überwinden müssen.

Uns macht es sehr viel Freude zu sehen, wie man mit einfachsten Mittel vielen Tieren helfen kann. Eine flache Schale für ein paar Cents, die alle paar Tage mit einer Bürste gereinigt und ausgespült wird, ein Stein als Landehilfe und regelmäßig frisches Wasser reichen völlig aus.

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Kraniche mögen keine Kokereien

Seit Anfang Oktober schon sind sie unterwegs und bieten auch am Himmel über dem Ruhrgebiet ein imposantes Schauspiel. Hunderttausende von Kranichen ziehen nach Süden und sind an ihren lauten Rufen, den nach hinten gestreckten Beinen und ihrer V-förmigen Flugformation leicht zu erkennen. An der Spitze der Formation übernimmt jedes Tier des Schwarms für einige Zeit die kraftzehrende Führungsarbeit und lässt sich dann in einen der beiden V-Flügel zurück fallen, um einem anderen Tier Platz zu machen. So jedenfalls konnten wir es am letzten Wochenende über der Halde Hoheward zwischen Herten und Recklinghausen beobachten, wo mitunter über tausend Vögel gleichzeitig über uns in der Luft waren und ein Schwarm vom nächsten abgelöst wurde.

Kraniche über der Halde Beckstrasse in Bottrop © Michael Kneffel

Kraniche über der Halde Beckstrasse in Bottrop © Michael Kneffel

An der Halde Beckstrasse in Bottrop, wo wir heute einen Spaziergang zum Tetraeder unternahmen, bot sich allerdings ein völlig anderes Bild. Zwar waren auch hier tausende von Kranichen unterwegs. Immer wieder jedoch brachen sie ihren Flug nach Süden ab, gaben ihre Flugordnung auf, flogen sogar wieder zurück und boten eher das Bild eines Möwenschwarms als eines geordneten Kranichzugs. Die Ursache dafür war schnell auszumachen. Immer wenn die Kokerei Prosper ihre gewaltigen Wasserdampschwaden aufsteigen ließ, wirkte das auf die Kraniche wie eine plötzlich hochgezogene Wand, vor der sie ungeordnet zurückwichen. Und selbst als sich der Wasserdampf schon längst verzogen hatte und mit dem Auge nicht mehr auszumachen war, waren die Kraniche noch in heller Aufregung, machten kehrt, sammelten sich vor der Kokerei neu und umflogen sie schließlich in größeren Bögen. Es dauerte eine ganz Weile, bis nachfolgende Schwärme die Kokerei wieder relativ normal überflogen. Sobald neuer Wasserdampf aus dem Kühlturm aufstieg, war es mit der Normalität aber auch schon wieder vorbei und die viel Energie verbrauchenden Umkehr- und Ausweichmanöver wiederholten sich.

die Kokerei Prosper in Bottrop lässt Dampf ab © Michael Kneffel

die Kokerei Prosper in Bottrop lässt Dampf ab © Michael Kneffel

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